Warum der Dezember so schwer auf unserer Stimmung liegt – Wissenschaft, Winter und stille Belastungen
- Marianne Haack
- 3. Dez.
- 3 Min. Lesezeit

Der Dezember wird oft als Monat der Lichter und des Zusammenseins beschrieben. Doch die Realität sieht für viele Menschen anders aus: Gerade in dieser Zeit verschlechtern sich bei vielen Menschen Stimmung, Schlaf und Energie spürbar.
Studien zeigen, dass der Winter für einen großen Teil der Bevölkerung eine echte mentale Herausforderung ist.
1. Wenn das Licht fehlt und die Dezember Stimmung kippt – was in unserem Gehirn passiert
Zwischen Oktober und Januar verliert Mitteleuropa im Schnitt über 60 % der Tageslichtstunden. Das hat messbare Auswirkungen:
Der Serotoninspiegel sinkt deutlich (Universität København, 2014).
Gleichzeitig steigt der Melatoninspiegel – wir werden müder, reizbarer und emotional instabiler.
Bei rund 14 % der Menschen entsteht ein ausgeprägter Winterblues.
Bei ca. 2–5 % entwickelt sich eine echte Winterdepression (SAD – Seasonal Affective Disorder).
Besonders stark betroffen sind Menschen, die beruflich oder privat unter hoher Belastung stehen.

2. Die dunkle Jahreszeit verstärkt innere Belastungen
Der Winter wirkt auf unser Nervensystem wie ein Verstärker. Zahlen zeigen:
Stresslevel steigen im Dezember um bis zu 38 %Â (American Psychiatric Association, 2023).
Schlafstörungen nehmen in den Wintermonaten um ca. 25 % zu.
Gefühle von Einsamkeit steigen im Dezember um bis zu 40 %, selbst bei Menschen, die nicht alleine leben.
Es ist also absolut normal, wenn man sich plötzlich „nicht wie man selbst“ fühlt.

3. Weihnachten als emotionaler Druckpunkt
Die Stimmung im Dezember erreicht durch Weihnachten oft ihren Höhepunkt und löst oft innere Dynamiken aus, die man im restlichen Jahr gut wegdrücken kann:
Familienrollen
Erwartungen
Perfektionismus
alte Konflikte
Einsamkeitsgefühle
Überlastung durch soziale Verpflichtungen
In einer Befragung der Mental Health Foundation gaben 54 % der Menschen an, dass Weihnachten mehr Stress als Freude auslöst.
4. Wenn aus Winterblues eine Winterdepression wird
Es lohnt sich, die eigenen Symptome aufmerksam zu beobachten.
Typische Warnsignale:
anhaltende Erschöpfung
Unfähigkeit, sich zu freuen
Rückzug
Schlafstörungen
Grübeln
deutliche Reizbarkeit
erhöhte Reizsensitivität gegenüber Lärm, Licht oder sozialen Kontakten
Viele Betroffene beschreiben ein Gefühl, „innerlich eingefroren“ oder abgeschnitten zu sein.
Das ist kein Zeichen von Schwäche – es ist eine neurobiologische Reaktion auf Lichtmangel + Jahresendstress.
5. Drei wissenschaftlich fundierte Maßnahmen, die wirklich helfen

1. Tageslicht am Morgen (oder Lichttherapie)
Bereits 20–30 Minuten Licht am Morgen verbessern:
Serotoninproduktion
Konzentration
Schlafqualität
Lichttherapie zeigt laut Studien eine Wirksamkeit von 60–80 % bei Winterdepressionen.
2. Bewegung – gerne kurz, aber täglich
Studien zeigen:Schon 10 Minuten zügiges Gehen steigern die Stimmung messbar. Im Winter braucht das Nervensystem diese kleinen Aktivierungsimpulse besonders.
3. Feste Routinen für Schlaf & Essen
Wintermonate bringen den Biorhythmus durcheinander. Struktur hilft:
zur gleichen Zeit aufstehen
regelmäßige Mahlzeiten
abends warme Getränke, gedimmtes Licht
Kleine Routinen stabilisieren das Nervensystem oft schneller als erwartet.

6. Der Dezember ist kein „fröhlicher Monat“ für alle – und das ist völlig okay
Wichtig ist: Wer sich im Dezember schlechter fühlt, ist nicht allein und nicht „falsch“. Unser Körper reagiert auf Lichtmangel. Unsere Psyche reagiert auf Jahresendstress. Unser Nervensystem reagiert auf alte Muster, die Weihnachten sichtbarer macht.
Der Dezember ist ein sensibler Monat – für sehr viele Menschen.
Und manchmal beginnt echte Veränderung genau dort, wo wir nicht mehr versuchen, „funktionieren“ zu müssen.
Der Dezember ist eine stille Belastungsprobe für viele Menschen – und zeigt, wie stark Lichtmangel, Jahresendstress und alte Muster auf unser Wohlbefinden wirken. Wenn diese Zeit schwerer fällt als sonst, ist das eine nachvollziehbare Reaktion. Für manche entsteht in solchen Phasen der Punkt, an dem ein Gespräch oder eine unterstützende Begleitung entlastend wirken kann – ganz ohne Druck, sondern einfach als zusätzliche Möglichkeit.
Ich wünsche Ihnen eine stabile, ruhige und gut tragende Winterzeit.

Alles Liebe :)
Marianne Haack
Heilpraxis Lebensfreude Werkstatt